Die Pioniere der Elektromobilität


Die Elektromobilität in der Schweiz hat eine lange Tradition. Dieses Kapitel möchte wichtige Pioniere, die das elektrisch betriebene Fahrzeug bedeutende Schritte vorangebracht haben, vorstellen und auch in Erinnerung rufen. Ohne diese Pioniere hätte die Schweiz nicht bis heute ihren ausgezeichneten Ruf als Entwickler von Elektromobilen aller Art halten können. 

Katharina und Peter Hasler als Gründer des ehemaligen ZOE-Clubs haben deshalb im Jahre 2017 mit einer repräsentativen Zahl von Pionieren individuelle Interviews geführt und stellen deren historischen Leistung in Bild und Text vor. Klicken Sie auf die Namen.

(Copyright: KatharinaVund Peter Hasler)


 

Schweizer Pioniere und Prototypen

 

  • 1902 Die Tribelhorn AG in Feldbach ZH beginnt mit der Produktion von Personen- und Lastwagen mit Elektroantrieb. Letztere werden in weitaus grösserer Stückzahl gefertigt und bleiben oft bis in die 50er-Jahre im Einsatz.
  • 1912 Die Elektromobilität erreicht ihren vorläufigen Höhepunkt: weltweit produzierten 20 Hersteller fast 34'000 Elektromobile. Den rund 130 Elektroautos in der Deutschschweiz stehen 29 Ladestationen zur Verfügung.
  • 1939 Mit der Treibstoffknappheit während des Zweiten Weltkriegs besinnt man sich wieder auf den Elektroantrieb. Die Elektrische Fahrzeuge AG und die Schweizerische Industrie-Gesellschaft liefern mehrere Tausend Fahrzeuge insbesondere für den öffentlichen Dienst. In den 50er-Jahren werden sie von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren verdrängt.
  • 1985 Die Tour de Sol rollt als erstes Rennen für solarbetriebene Elektrofahrzeuge durch die Schweiz. Das Teilnehmerfeld mit dem Gründer der Brusa AG, Josef Brusa, gilt als Keimzelle der heutigen Elektroautoszene in der Schweiz. 1993 findet die Veranstaltung zum letzten Mal statt.
  • 1988 Bei der Horlacher AG in Möhlin AG entsteht der eiförmige Prototyp GL-88. Er erreicht mit 11 PS/8 kW immerhin Tempo 80.
  • 1989 Markus Eisenring aus Niederuzwil SG zeigt seinen ersten Elektro-Prototyp, den Stromboli1.. Optisch erinnert der Zweisitzer an den Messerschmitt-Kabinenroller aus den 50er-Jahren und schafft mit einer Batterieladung etwa 115 km Reichweite.
  • 1994 Swatch-Chef Nicolas Hayek gründet gemeinsam mit der damaligen Daimler-Benz AG die Micro Compact Car AG in Biel BE. Das Ziel ist die Entwicklung eines günstigen Stadtautos mit geringem Verbrauch - und vorzugsweise Elektroantrieb. Letzterer wird von Daimler-Benz bei der Entwicklung nicht verfolgt; Hayek steigt 1998 aus. Der Smart erscheint im gleichen Jahr mit konventionellem Motor.
  • 1995 Im Rahmen des Aktionsprogramms Energie 2000 startet ein Grossversuch mit Elektromobilen in Mendrisio TI. Bis zum Ende des Projektes imJuni 2001 werden insgesamt 458 Elektrofahrzeuge an Bewohner Mendrisios und der umliegenden Gemeinden verkauft.
  • 1996 Die Twike AG in Gelterkinden BL beginnt mit der Produktion des Twike, eines dreirädrigen Zweisitzers. Er ist entweder mit Elektroantrieb mit 6,8 PS/5 kW oder mit zusätzlichem Tretantrieb lieferbar. Das ursprüngliche Konzept als vollverkleidetes Fahrrad mit Tretantrieb schufen Studenten der ETH Zürich. Bis heute (2011) wurden über 850 Stück gebaut.
  • 2001 Bei der Cree AG in Siel entstehen 80 Exemplare des einsitzigen SAM. Das futuristisch gestaltete Elektromobil mit nur drei Rädern gibt es bis jetzt noch nicht in Grossserie.
  • 2007 Der Schweizer Finanzinvestor Lorenzo Schmid präsentiert seinen Prototypen "Mindset". Trotz mehrfacher Ankündigung einer Serienfertigung existiert bis heute nur dieses eine Exemplar.
  • Der zigarrenförmige eTracer der Firma Paraves in Winterthur ZH geht in Serie.
  • 2009 Am Genfer Salon präsentiert Marco Piffaretti den Lampo, einen offenen Zweisitzer mit 270 PS. Das Auto bleibt wie der Lampo2 von 2009 ein Versuchsträger.
  • Die Brusa AG, Elektroantriebsspezialist mit zahlreichen Kooperationen mit grossen Autoherstellern, entwickelt mit der Hochschule für Technik Buchs SG den Brusa-Spyder. Der Zweisitzer wird von zwei Motoren mit 272 PS/200 kW angetrieben.
  • 2010 Im Verkehrshaus in Luzern findet das erste Mal der nationale Kongress zur Elektromobilität statt. Rund 300 Teilnehmer aus Forschung, Politik und Wirtschaft folgten der Einladung der Mobilitätsakademie. Mit der „Charta von Luzern" formulierten die Unterzeichnenden eine Absichtserklärung, um die Schweiz in den Pionierstand für Elektromobilität zu heben.
  • Im Rahmen des Projekts Alpmobil konnten Gäste in der Tourismusregion San Gottardo (Meiringen, Haslital und Goms) während drei Monaten 60 Elektroautos testen.
  • Die technisch und optisch identischen Kleinwagen Mitsubishi i-MiEV, Citroen Zero und Peugeot I-On erscheinen als erste Grossserien-Elektroautos.
  • 2011 Im Herbst lanciert Nissan das Elektroauto Leaf. Es folgen die baugleichen Chevrolet Volt und Opel Ampera mit Elektroantrieb und kleinem Benziner zur Reichweitenverlängerung.
  • 2013 Renult präsentiert im März den ersten ZOE
  • 2017 wurde der ZOE fast unverändert mit einer 41 kWh-Batterie ausgeliefert.
  • 2019 folgte eine dritte Baureihe mit einer 52 kWh Batterie, die allerdings nur softwareseitig leistungsstärker gemacht wurde und immer noch auf der 41 kWh-Batterie basiert. Dieser ZOE wurde gründlich überarbeitet mit leistungsstärkerem 135 PS Motor ausgerüstet und vielen neuen elektronischen Optionen und mit grösserem Bildschirm versehen. Neu ist CCS-Laden möglich. Das Äussere wurde sanft modernisiert, entspricht aber doch noch weitgehend dem ersten Modell von 2013.
  • 2020 Der ZOE ist das meistverkaufte Elektroauto in Europa.

Quelle: "Pioniere und Prototypen - wie Schweizer Autos unter Strom gesetzt wurden”, erschienen in: SonntagsZeitung vom 15. Mai 2011, S. 92, leicht ergänzt und zeitlich aufdatiert.